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Die Geschichte der Pferdefreunde Dachau

Sie liebten die Pferde und mochten keine halben Sachen. Ein paar Männer haben vor 50 Jahren in einer Stallgasse in Kienaden beschlossen, einen Verein zu gründen. Ein paar Wochen später wurden die Pferdefreunde Dachau aus der Taufe gehoben. Heute ist der Verein der zweitgrößte Reitsportverein in Deutschland.
Landkreis – „Ein kräftiges Kind wurde hier aus der Taufe gehoben“, hat Thomas Neumayer, Sportreferent der Stadt Dachau, an dem Abend anerkennend gesagt, an dem die Pferdefreunde Dachau gegründet wurden. 80 Pferdefreunde kamen Anfang November 1968 im Gasthaus Kronschnabl in Udlding zusammen. Nun, 50 Jahre später, zählt der Verein 1200 Mitglieder –und ist der zweitgrößte Reitverein in ganz Deutschland. Und entsprechend des Jubiläums und der Anzahl der Mitglieder wird groß gefeiert: mit einem Gala-Abend am Samstag, 3. November.
Auf der Stallgasse beim Heitmeier in Kienaden ist der Entschluss gefallen, einen Verein zu gründen: Franz Sandmeier, der vor drei Jahren verstorben ist, war einer der Männer der ersten Stunde. „Er war der Macher“, sagt Gottfried Lembert, 79, vom Eschenhof bei einem Treffen mit Herbert Reischl, ??, Josef Faber und Simon Heitmeier, 74. Alle vier waren mit dem Verein von Anfang an eng verbunden. „Nach einem Orientierungsritt im Sommer 1968 sind wir zusammengesessen und haben den Gründungstag festgelegt“, erinnert sich Josef Faber, der inzwischen den Magdalenenhof in Dachau-Ost hat. „Und der Vitus Lachner hat gleich vorgeschlagen, dass wir danach eine Jagd veranstalten.“
Dann ging es Schlag auf Schlag: 18 Gründungsmitglieder hoben die Pferdefreunde Dachau aus der Taufe, erster Vorsitzender wurde Franz X. Böck jun., sein Stellvertreter war Franz Sandmeier. Die Namensgebung war eine bewusste Entscheidung, erklärt Herbert Reischl von der Reitanlage Waldfrieden in Hebertshausen. „Nicht nur Reiter waren willkommen, sondern auch Fahrer und Züchter, eben alle Pferdefreunde.“
Nur eine Woche nach der Gründungsversammlung fand die erste Vereinsjagd statt – bei dichtem Schneetreiben. Hinter dem Master Franz Sandmeier gingen 23 Reiter und Amazonen vom Gasthaus Lachner in Udlding aus auf die Strecke in Richtung Feldgeding, Bergkirchen und Günding – die Polizei sperrte sogar die B471. Auf schwerem Geläuf ging es über mehrere Sprünge, und alle kamen unversehrt an – ganz nach dem Motto: „Bei schönem Wetter kann ja jeder reiten.“
Die Herbstjagden, das war die Leidenschaft der Vereinsgründer. „Damals war das Jagdreiten das Wichtigste“, sagt Reischl. „Wenn einer nicht Jagdreiten konnte, war er kein Reiter.“ In roten Röcken und weißen Hosen ging es über Gräben und Wälle, durch die Maisach und die Amper. Reischl erinnert sich an Jagden mit großem Zulauf: „Es kamen 80 bis 90 Pferde, da haben wir gleich am Stall einen Aussprung gemacht, da ist ein Drittel stehengeblieben.“
Am Abend wurden beim Jagdgericht sämtliche Vergehen auf lustige Weise zusammengetragen. „Wenn einer runtergefallen ist, ist das teuer geworden“, sagt Simon Heitmeier und lacht. Er erinnert sich an eine Jagd in Waldfrieden mit so vielen Gräben, dass sein Pferd Lauser irgendwann gestreikt hat. „Und ich bin mit der Trense im Acker rumgelaufen.“ Von Josef Faber gibt es ein Foto, als er sich bei einem Bergab-Sprung von seinem Pferd getrennt hat. Und nach Franz Sandmeier wurde ein Sprung in einem Bach benannt: An „Sandmeiers Grab“ stürzte er vom Pferd und kam völlig durchnässt aus dem Wasser heraus, berichtet Lembert.
Eine der ersten Vereinsjagden gewann Gottfried Lembert mit seiner Stute Fermine: Ihr Konterfei ist auch heute noch auf dem Vereinswappen zu sehen.
Die Idee der Vereinsgründer war, den Reitsport in den verschiedenen Ställen zu koordinieren, die Ställe unter einem Dach zusammenzubringen, erklärt Herbert Reischl. So wurde das Prinzip der angeschlossenen Ställe entwickelt. In den ersten Jahren gab es nur den Eschenhof in Eschenried, den Stall von Vitus Lachner in Udlding, Waldfrieden in Hebertshausen und den Stall Heitmeier in Kienaden. Es gab auch vereinseigene Schulpferde: Mona, Wieso, Gong und Flora – „die hat ausgeschaut wie ein Esel , aber war das beliebteste Pferd“, erzählt Simon Heitmeier. Der Schulbetrieb wurden in Kienaden gegründet, Unterricht gab Franz Sandmeier. Bald aber wechselten die Schulpferde und auch die Geschäftsstelle des Vereins nach Hebertshausen.
„Dann ging es langsam los, dass jeder reiten wollte“, sagt Lembert. Die Pferdefreunde trugen die ersten Turniere aus, anfangs auf einem Grundstück im Gewerbegebiet Dachau-Ost, wo sich heute die MAN befindet, dann auf dem Fußballplatz des SSV Dachau-Ost. Herbert Reischl erinnert sich noch einen eher „Nicht-Ritt“ von Josef Faber: „Der Josef istin den Parcours eingeritten, und das Pferd ist am ersten Sprung gestanden. Da hat der Josef nachdrücklich gesagt: Goscht oder goscht net?“ Das ganze wiederholte sich zweimal, und Josef Faber schied aus.
Anfang der 70er Jahre boomte der Reitsport. Die Pferdefreunde organisierten einmal jährlich den Tag des Pferdes auf der Ludwig-Thoma-Wiese in Dachau, der immer rund um Kirchweih stattfand. Musikkapellen spielten auf, die Standarte der Pferdefreunde wurde einst hier geweiht, Pferde und Reiter gesegnet, viele kamen hergeritten. „Es waren irgendwann so viele Teilnehmer, dass man nicht mehr außen herumreiten konnte“, sagt Simon Heitmeier. Und weil die Stadt Dachau von der Veranstaltung sowieso nicht sonderlich begeistert war, wurde sie Ende der 70er Jahre gestrichen.
Dafür stieg die Mitgliederzahl des Vereins rasant, immer mehr Ställe schlossen sich an. „Die Ställe haben geholfen, Turniere auszurichten“, erzählt Simon Heitmeier. Herbert Reischl ergänzt: „Und die Pferdefreunde waren überall eingeladen.“ Schließlich waren sie auch sehr erfolgreich: Reischl beispielsweise holte zusammen mit Wilma Pokorny und Evi Hofner den Oberbayerischen Vielseitigkeitsmeistertitel.
Gottfried Lembert wurde am Eschenhof schier überrannt von jungen und älteren Reitschülern. „In den Ferien waren früher 20 Kinder den ganzen Tag da“, erzählt er. Doch die Zeiten haben sich geändert. Eine richtige Jagd mit Sprüngen richtet der Verein schon viele Jahre lang nicht mehr aus. „Heute traut sich ja keiner mehr, eine Jagd zu reiten“, so Gottfried Lembert. Noch etwas hat sich geändert, ergänzt Reischl: „Früher hatten wir ein Pferd für Dressur, Springen und Vielseitigkeit – und eingespannt haben wir es auch.“ Heute gibt es für jede Disziplin ein Pferd – entsprechend der Entwicklung des Reitsports, „von der Allerweltsreiterei hin zu den Einzeldisziplinen Dressur und Springen“, so Reischl.
In den 70er- und 80er Jahren wuchs die Mitgliederzahl der Pferdefreunde Dachau langsam aber stetig auf 300 an. Danach durchbrachen die Pferdefreunde die 1000er-marke: Eine neue Regelung verpflichtete Turnierreiter, Mitglied in einem Verein zu sein. Mit über zehn Turnieren im Jahr – zum Teil bis zur schweren Klasse – sorgt der Verein für seine turnierbegeisterten Mitglieder. Außerdem gibt es viele Lehrgänge und Kurse. Die Struktur an der Spitze des Vereins hat sich den Zeiten angepasst. Wo früher ein Vorstand mit einem Präsidenten an der Spitze stand, sind heute sieben gleichberechtigte Vorstände dabei: Namen teilen sich die Arbeit, die mit Deutschlands zweitgrößtem Reitverein verbunden sind.
Die Männer sind sich der ersten Stunde einig: „Der Verein hat sich gut entwickelt. Wir hatten damals die Vision, alle Ställe anzuschließen.“ Und diese Vision dürfte wahr geworden sein: Heute haben die Pferdefreunde Dachau über 50 Ställe im Landkreis unter ihrem Dach, mit insgesamt über 1200 Mitgliedern. „Wir sind der zweitgrößte Reisportverein in Deutschland, nach Aachen“, so Herbert Reischl. Aus dem „kräftigen Kind“ wurde also ein ziemlich gewichtiger Erwachsener.

So soll auch in Zukunft gelten: Bei den "Pferdefreunden Dachau" sind nicht nur diejenigen willkommen, die im täglichen Fellkontakt zu den Vierbeinern stehen, sondern alle, die die Tiere von der Ferne lieben und bewundern. Pferdefreunde eben ...

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